Dem neuen Konsumverhalten erfolgreich begegnen

Der starke Franken, die Digitalisierung und verlängerte Öffnungszeiten beeinflussen unser Konsumverhalten. Am Frühlingsanlasses des Vereins Wirtschaftsregion ZUGWEST zeigten zwei Experten auf, mit welchen Marktstrategien Unternehmen diesen Veränderungen erfolgreich begegnen können.

«Wir leben in der VUKA-Welt.» VUKA steht für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität, begrüsste ZUGWEST-Präsidentin Regula Hürlimann Anfang April die rund 200 Mitglieder im voll besetzten Kultursilo Böschhof in Hünenberg. Sie alle wollten sich über die aktuellen Trends im Konsumverhalten und vor allem über Methoden informieren, wie Unternehmen erfolgreich dem veränderten Kaufverhalten entgegentreten können.

Schnelligkeit, Verfügbarkeit, aber auch Nachhaltigkeit, Gesundheit und vor allem der Preis sind Faktoren, die die Menschen zum Kauf bewegen, erklärte Stefanie Jermann vom Marktforschungsinstitut GfK Switzerland. Wer erfolgreich sein will, muss da mitmachen: Mit noch längeren Ladenöffnungszeiten, mit Lieferungen von Online-Bestellungen innert Stunden oder mit Zusatznutzen wie die Bereitstellung eines Rezeptes zum Kauf von Lebensmitteln.

«Mitziehen und weitergehen!» so lautet auch die Zauberformel von Markus Falb, der 2002 mit seinem Online-Kontaktlinsenshop mrlens.ch den Kontaktlinsenmarkt aufmischte. «Wandel kann man nicht aufhalten»: Früher protestierten die Kutscher gegen die ersten Taxis. Heute gibt es keine Kutschen mehr und die Taxis protestieren gegen Uber. Und morgen?

Rasante Veränderungen
Rasante Veränderungen

In seinem Rückblick erzählte Falb, wie die Optiker schimpften und die Produzenten die Lieferungen verweigerten, als er MrLens.ch im Web eröffnete. Heute ist MrLens.ch Marktleader im Online-Kontaktlinsengeschäft mit knapp 250‘000 Kundinnen und Kunden in der Schweiz und alle Marken möchten in seinem Shop aufgenommen werden. Ähnliches wiederholte sich 2014 bei der Einführung der Parfüm- und Kosmetikplattform magando.ch.

«Das einzige, was sich gegenüber früher geändert hat, ist die Geschwindigkeit.» Die Menschen kennen keine Geduld mehr. «Die Zeitspanne zwischen Reiz und Befriedigung wird immer kleiner», bedauerte Falb. Alles muss sofort und jetzt verfügbar sein. Diesem Druck müssen sich die Unternehmen anpassen, denn «die Konkurrenz ist nur ein Tastendruck entfernt.» Falb rät deshalb, die Entwicklungen stets wach zu verfolgen, Informationen zu sammeln, auszuwerten und umzusetzen. Vor allem aber «Schmetterlinge zu spüren». Denn ohne Herzblut nützt die beste Strategie nichts.

Neue Ladenkonzepte
Neue Ladenkonzepte

Aber auch der stationäre Handel erfindet sich immer wieder neu, um sich den Bedürfnissen seiner Kundschaft anzupassen, wie Stefanie Jermann ausführte. So entstehen «Pop-up Shops» (Läden, die für eine begrenzte Zeit irgendwo aufgehen um dann weiterzuziehen), immer mehr «to go»-Läden oder die Verkaufsfläche wird zugunsten des Online-Einkaufens direkt im Geschäft verkleinert. «Der Preis ist mit ein Faktor, sodass Discounter und Onlinehandel derzeit im klaren Vorteil sind», resumierte die Key Account Managerin Consumer & Retail.

Auf der anderen Seite wird das Shopping-Erlebnis zelebriert, bei dem der eigentliche Produktkauf in den Hintergrund rückt. Denn «die Digitalisierung wird genutzt, damit die Menschen mehr Zeit haben, sich in der realen Welt mit Freunden zu treffen.»

Wo denn die Gefahren dieser Entwicklung liegen, fragte Jérôme Martinu, Chefredaktor der Luzerner Zeitung, der kompetent durch das Podiumsgespräch führte. Den möglichen Nachteil, die Verführung durch Algorithmen, die uns online genau die Produkte präsentieren, die zu uns passen könnten, kann Stefanie Jermann nachvollziehen. «Es gehört zur Medien- bzw. Shoppingkompetenz, dass wir früh lernen, selbst zu entscheiden, eine gefestigte Persönlichkeit haben und uns gegen eine Fremdbestimmung wehren.»

Damit liegt der Ball bei den Konsumenten, bzw. für die Erziehung zur Selbstverantwortung «sind die Schulen und das Elternhaus gefordert», nahm Gemeindepräsidentin Regula Hürlimann den Faden der spannenden Diskussion auf, die sich beim Apéro danach noch weiterzog.

Networking dank Töggelikasten

Auch der Verein Wirtschaftsregion ZUGWEST entwickelt sich weiter: Mit «ZUGWEST on the Road» wurde für die Mitglieder ein Angebot zur Vernetzung geschaffen. Für einen Monat kann man sich einen Töggelikasten ins Haus holen und bei Spiel und Spass das interne und externe Networking fördern.

Präsentation Stefanie Jermann, GfK

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Bildergalerie

Bilder: Thomas Müller, FOTOlight

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