Führen im Wandel – Unternehmen zwischen Tradition und Arbeitswelt 4.0

Herausfordernde Gewinnung von Fachkräften, Unternehmenskultur 4.0, digitale Transformation und demografischer Wandel: Entwicklungen, die Unternehmen vor neue Herausforderungen stellen. Am ZUGWEST Herbstanlass 2022 wurden diese Aspekte in verschiedenen Themenblöcken beleuchtet und unter den Teilnehmenden rege diskutiert.

Über 120 Gäste folgten der Einladung zum ZUGWEST Herbstanlass in die HSLU im Suurstoffi-Areal in Rotkreuz. Die Teilnehmenden durften hier noch einmal die Schulbank drücken, im Hörsaal und in den Unterrichtszimmern zu vier verschiedenen Themenschwerpunkten. Peter Hausherr, Gemeindepräsident von Risch und Präsident des Vereins Wirtschaftsregion ZUGWEST, eröffnete den Anlass.

Netzwerk versus System – die Welt neu denken
Netzwerk versus System – die Welt neu denken

Im Inputreferat «Digitale Transformation – das Phänomen jenseits von Homeoffice und Zoom-Apéros» gab Prof. Dr. Andréa Bellinger, Co-Direktorin des IKF Instituts für Kommunikation und Führung und Prorektorin der Pädagogischen Hochschule Luzern, Denkanstösse zu einer Welt im Wandel und erläuterte die Unterschiede zwischen «Digitalisierung» und «Digitaler Transformation». Letztere bedeutet nicht nur neue Technologien, sondern ein komplettes Umdenken. Das Schlüsselwort heisst Konnektivität. In Zukunft wird die Welt neu organisiert sein: weg von Systemen, hin zu Netzwerken. Das fordert von den Unternehmen die organisationale Ambidextrie, was bedeutet, gleichzeitig effizient und flexibel zu sein. Wenn Unternehmen die digitale Transformation umsetzen wollen, benötigen sie als erstes eine gemeinsame Vision und Wertediskussion. Daten und Technologien ermöglichen zwar die Transformation, sind aber nicht deren Treiber.

Fachkräfte gewinnen – wie stellt sich ein lokales KMU dieser Herausforderung?
Fachkräfte gewinnen – wie stellt sich ein lokales KMU dieser Herausforderung?

Für 75% der Teilnehmenden am Themenschwerpunkt Fachkräftegewinnung ist der Fachkräftemangel ein brennendes Thema. Im Gespräch loteten Isabelle Anderhub, VR- und Geschäftsleitungsmitglied Anderhub Druck-Service AG, und Andy Tonazzi, Chief Empowerment Officer bei konplan und Mitglied der Wirtschaftskommission WIK, Möglichkeiten und Hindernisse bei der Fachkräftegewinnung aus. Hier sind Führungsverantwortliche gefordert: Es braucht den Dialog über alle Hierarchiestufen hinweg, die permanente Bereitschaft, zu hinterfragen und hinterfragt zu werden, Mitsprache zu ermöglichen und neue Wege aufzuzeigen. Unternehmen müssen sichtbar sein für potenzielle Mitarbeitende, sei es über Social Media oder andere Kanäle. Investitionen in Lernende und in die Weiterbildung der Mitarbeitenden sind essenziell, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten – genauso wie Benefits: gute Versicherungen, Kostenbeteiligungen, flexible Pensen, flexibler Arbeitsort, Vereinbarkeit Familie und Beruf.

Unternehmenskultur – was wollen Mitarbeitende wirklich?
Unternehmenskultur – was wollen Mitarbeitende wirklich?

Ein Unternehmen kann nur erfolgreich sein, wenn die Mitarbeitenden dahinterstehen. Jemanden zu verlieren, kostet ein Unternehmen mindestens drei Monatsgehälter, den Wegfall von Know-how und Kundenbindung nicht mitgerechnet. Michael Hermann, Co-Owner & Consultant GREAT PLACE TO WORK, zeigte auf, wie die Unternehmenskultur dazu beiträgt, Mitarbeitende zu halten. In erster Linie braucht es eine vertrauensbasierte Kultur, die geprägt ist von Respekt, Fairness und einer glaubwürdigen Führung. Mitarbeitende wollen ihr Potenzial entfalten, sie wollen involviert werden und Verantwortung übernehmen. Das bedeutet auch, dass sie nicht nur Empfänger sind, sondern aktiv ihren Teil zur Kultur beitragen. Und Vorgesetzte müssen lernen, Verantwortung abzugeben. Bezüglich Benefits haben die Teilnehmenden die Erfahrung gemacht, dass nicht-monetäre Möglichkeiten wie die Nutzung von firmeneigenen Werkzeugen oder Räumen für private Projekte mehr geschätzt werden als etwa ein Bonus. Hier lohnt es sich, zu überlegen was man als Firma den Mitarbeitenden bieten kann.

Digitale Kompetenz – was braucht es im Strategieprozess wirklich?
Digitale Kompetenz – was braucht es im Strategieprozess wirklich?

99% der Schweizer Bevölkerung ist digital unterwegs, dem stehen jedoch 85% der Unternehmen diametral entgegen, die noch «digitale Dinosaurier» sind. Sie sehen zwar die Notwendigkeit, sich digital zu transformieren. Doch scheitern viele an zu hoch gesteckten Zielen – Frustration ist die Folge. Adrian Stuber, Head of Culture & People UMB, zeigte auf, wie die digitale Transformation gelingt: Den Prozess in Etappen aufteilen, dadurch ist nach jedem absolvierten Schritt ein Erfolgserlebnis garantiert; Schwarmintelligenz nutzen, d.h. nicht als Chef allein entscheiden, sondern als Team; konsequentes Prüfen und Bewerten, nicht jede Idee kann realisiert werden. Für Adrian Stuber ganz wichtig: erreichte Ziele zelebrieren. So wird der Projektfortschritt sichtbar und die Involvierten fühlen sich wertgeschätzt. Auch für ihn ist hinsichtlich digitaler Transformation eines ganz klar: Es geht um Kultur, nicht um Tools.

Diversität und Inklusion – wie kann Altersvielfalt bestmöglich genutzt werden?
Diversität und Inklusion – wie kann Altersvielfalt bestmöglich genutzt werden?

Ein professionelles Generationenmanagement kann die Zusammenarbeit zwischen den Generationen und die Arbeitsmarktfähigkeit älterer Personen unterstützen. Das zeigt eine Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern. Dr. Anina Hille, Dozentin und Projektleiterin für Diversity & Inklusion Management HSLU, präsentiert daraus folgende Erkenntnisse: Um wertvolles Wissen zu erhalten und um dem Fachkräftemangel zu begegnen, müssen Unternehmen alle Altersgruppen fördern, nicht nur Junge, und den Wissenstransfer zwischen den Generationen ermöglichen. Gefragt ist Flexibilität: von den Unternehmen etwa in Bezug auf Arbeitszeitmodelle und der Zusammenarbeit zwischen den Generationen. Von den älteren Arbeitnehmenden die Bereitschaft, sich weiterzubilden, ihr Wissen an Jüngere weiterzugeben und offen für Veränderungen zu sein.

Mehr zum Generationenbarometer der HSLU und zur neuen Umfrage: hslu.ch/generationenbarometer

Alles ist im Wandel
Alles ist im Wandel

In der anschliessenden Podiumsdiskussion waren sich alle einig: Unternehmenskultur sorgt dafür, dass Fachkräfte gehalten werden können und sich auch Ältere abgeholt fühlen. Die digitale Transformation verändert das Arbeitsleben und hat einen Einfluss auf Arbeitszeitmodelle sowie auf die Rolle von Führungsverantwortlichen: die Coronazeit zeigte, dass vieles auch ohne Chef und im Homeoffice gut funktionierte. Das bedeutet für Vorgesetzte, Arbeitnehmende individuell zu führen und auch die Sinnhaftigkeit einer Stelle aufzuzeigen. Denn besonders junge Arbeitnehmende wollen eine sinnvolle Tätigkeit. In der abschliessenden Umfrage bewerteten die Teilnehmenden die Themen des diesjährigen Herbstanlasses als sehr relevant.

An der Mitgliederorientierung verdankte Sonja Rogenmoser den verdienstvollen Beitrag der zurücktretenden Mitglieder der Wirtschaftskommission (WIK) René Kurmann, Fabian Bucher und Desirée Rottet. Begrüsst wurden die neuen WIK-Mitglieder Matthias Kehl (Anton Bachmann AG, Rotkreuz), Roland Stuber (Stuber Transporte, Rotkreuz) und Jeffrey Illi (Hans Hürlimann AG, Hünenberg).

Ebenfalls erfolgte die Stabsübergabe von Peter Hausherr an Georges Helfenstein, der ab 2023 neu Präsident des Vereins Wirtschaftsregion ZUGWEST wird. Ein Dankeschön geht an Peter Hausherr für sein Engagement in seiner Amtszeit.

Der Vorstand besteht weiterhin aus Renate Huwyler, Gemeindepräsidentin Hünenberg, neu Vizepräsidentin und Verantwortliche REK (bisher), Peter Hausherr, Gemeindepräsident Risch, neu Verantwortlicher Finanzen, Georges Helfenstein, Gemeindepräsident Cham, neu Präsident, sowie Sonja Rogenmoser als Vertreterin der Wirtschaftskommission.

Das Netzwerk ist alles

Nach diesem intensiven Programm waren die Gäste zu einem Apéro eingeladen und nutzten die Gelegenheit zu angeregten Diskussionen und – ganz im Sinne des Inputreferats – um ihr Netzwerk zu pflegen und zu erweitern.

«Digitale Transformation – das Phänomen jenseits von Homeoffice und Zoom Apéros»

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Unternehmenskultur – was wollen Mitarbeitende wirklich?

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Digitale Kompetenz – was braucht es im Strategieprozess wirklich?

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Diversität & Inklusion – wie kann Altersvielfalt bestmöglich genutzt werden?

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Impressionen vom ZUGWEST Herbstanlass und Mitgliederorientierung 2022

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